On-line AUSSTELLUNG STRUKTURISMUS

Das Wesen des STRUKTURISMUS

Künstlerisches Talent ist ein Geschenk des Daseins an das Individuum. Es kann, muss aber nicht unbedingt zum Erfolg führen. Denn um ein künstlerisches Werk zu erschaffen, sind vor allem aufrichtige Hingabe und beharrliche Leistung gefragt. Handeln Künstler und Künstlerinnen danach, dann achten sie die Schöpfung grundsätzlich. Ein Mensch kann sich dadurch selbst auszeichnen und auf eine tiefsinnige Weise zur Erkenntnis gelangen.

Felix Stoffel, Begründer des Strukturismus.

Jeder Mensch ist ein Unikat, dessen individuelle Persönlichkeit sich über künstlerische Tätigkeiten hervorragend entwickeln lässt. Die bildnerische Kunst, insbesondere die Malerei, entfaltet dabei enorm viel Antrieb, schöpferisches Potenzial nicht nur zu aktivieren, sondern auch zu verwirklichen. Nach einer intensiven und facettenreichen Entfaltungsphase etwa ab der Mitte des 19. Jahrhunderts, zeigt sich Kunst heutzutage breit in der Gesellschaft akzeptiert. Doch hat diese Vielfalt auch eine gewisse Stagnation hervorgebracht. Dies beruht vor allem auf dem großen Missverhältnis, welches durch die zunehmende Anbindung des Kunstschaffens an wirtschaftliche Belange gefördert worden war. Denn einerseits existiert ein künstlich hochgetriebener, spekulativ verkommener Kunstmarkt, welcher lediglich einer kleinen Gruppe gut betuchter Kreise zugänglich ist. Anderseits besteht eine prismatisch stark gefächerte, künstlerische und kunsthandwerkliche Erscheinung, welche durch schier unzählige, kreativ tätige Personen erzeugt wird. Letzteres findet aber kaum je größere, sowohl öffentliche als auch private Beachtung.

Dieses Phänomen bewog den Künstlerphilosophen und Kommunikationsanalytiker, Felix Stoffel, ein innovatives, sowohl philosophisch attraktives als auch psychologisch und pädagogisch wirksames Konzept zu begründen und dieses Denkmodell im praktisch ausgerichteten Bereich der bildnerischen Kunst zu erforschen und zu entwickeln. Das philosophische Gebäude dahinter heißt STRUKTURISMUS. Das daraus entstandene, praxisbezogene Projekt wurde als Strukturistische Kunstlehre bezeichnet.

Was sind die Fundamente dieser visionären Vorstellung und ihrer konkreten Umsetzung?

Vereinfacht erklärt, handelt es sich um eine Synthese von Impressionismus (physikalische Aspekte bilden den Eindruck) und Expressionismus (emotionale Aspekte bilden den Ausdruck). Die Zusammenführung dieser beiden, kunstgeschichtlich gut dokumentierten Möglichkeiten, über die neuartige, eben Strukturistische Sichtweise als konstruktive Brücke, fördert die Suche, die Erkenntnis und die Verwirklichung der individuellen Lebensaufgabe einer entsprechend engagierten Persönlichkeit.

Felix Stoffel begann mit der Entwicklung der Strukturistischen Kunstlehre bereits Mitte der 80iger Jahre. Also genau zu jener Zeit, als Joseph Beuys in Bezug zu seiner berühmten Aussage ("jeder und jede ist ein/e Künstler/in") meinte, dass es vor allem auf Sprache bzw. Kommunikation ankomme, um das künstlerische Ziel einer sogenannten ‚sozialen Skulptur der Gesellschaft zu erschaffen. Es ging F. Stoffel von Anfang an darum, die gemeinschaftlichen Aspekte in der Kunst hervorzuheben. Demzufolge lautet sein gesellschaftsrelevanter Ansatz, dass Kunst (genauso, wie Wissenschaft und Philosophie) jedem Menschen ohne Vorbehalte, gleichermaßen theoretisch und praktisch zugänglich bzw. verfügbar sein solle. Aus diesem Grund ist die Strukturistische Verfahrensweise nicht nur philosophisch durchdacht, sondern (im Zusammenhang mit den beteiligten chemischen und physikalischen Prozessen der verwendeten Technik) auch wissenschaftlich fundiert.

FAZIT: Bleibt Kunst bei sich und versuchen Kunstschaffende nicht übermäßig wirtschaftlich, politisch oder gar im Sozialwesen zu agieren, dann behält sie ihre unverfälschte und ursprüngliche Kraft.

Die äußerst erfolgreiche Umsetzung des experimentellen Projekts der Strukturistischen Kunstlehre begann 1997 und dauerte mehr als zwei Jahrzehnte. Während dieser Zeit entstand ein großer, gesellschaftlich integrierter Organismus eines bildnerischen Gesamtkunstwerks (Stand 2021: Über 2500 registrierte Werke von rund 600 Strukturisten in 21 Nationen. Website: www.structuristicart.com).

Nach wie vor sind etliche Strukturistische Künstler und Künstlerinnen am Erschaffen solcher Kunstwerke (vermutlich übersteigt die Menge nicht registrierter Bilder mittlerweile das Dreifache der offiziell gesicherten Anzahl).
Es gab und gibt bisher nichts Vergleichbares in der Kunstgeschichte. Zwar wurden immer mal wieder Künstlervereinigungen gegründet. Manche davon erlangten große Bekanntheit (einige wurden sogar berühmt, um etwa mit der Brücke oder dem Blauen Reiter zwei markante Beispiele zu nennen). Aber deren beteiligte Individuen trachteten meistens zu sehr danach, sich spezifisch einzeln zu verwirklichen, was früher oder später stets den mehr oder weniger ersichtlichen Zusammenbruch solcher Gebilde bedeutete.

Wie geht es mit dem STRUKTURISMUS weiter?

Genauso, wie es in der Regel mit jeder historisch verbürgten Kunstrichtung voran geht: Dank der umfassenden Feldforschung hat dieses Gesamtwerk unterdessen den Status eines würdigen Forschungsgegenstands erreicht und ermöglicht somit auch entsprechend versierte Arbeiten auf akademischem Niveau.

Dabei gelangt der philosophische Ansatz von Felix Stoffel erneut in den Mittelpunkt. Die Synthese, also die Strukturistische Sichtweise, bildet nun den Fokus. Und dieser ist so einfach, wie raffiniert.

Klassischerweise war eine kunstschaffende Person das beobachtende Subjekt, während das bearbeitete Kunstwerk dem beobachteten Objekt entsprach. Diese Rollenverteilung war bis zur Entstehung der gegenstandslosen Kunst Usus (gegenstandslose Kunst darf dabei nicht mit abstrakter Kunst verwechselt werden. Denn eine Abstraktion verfügt, wenn auch stark reduziert, dann doch immer noch ansatzweise über ein konkret vorhandenes Subjekt).

Ein Kunstwerk war also traditionell passiv und ein/e Künstler/in aktiv.

Im Strukturismus werden nun die Positionen gewechselt. Ein jeweiliges Kunstwerk übernimmt die Rolle des beobachtenden Subjekts, während sich die kreativ wirkende Person zurücknimmt und nun objektiv der Sichtweise des Kunstwerks folgt.

Dadurch wird der entscheidende Aspekt verdeutlicht = Das Kunstwerk ‘betrachtet’ die Umwelt dreidimensional, das heißt in sechsfacher Richtung:

Was befindet sich vor & hinter dem Bild? Was befindet sich links & rechts neben dem Bild? Und was befindet sich unterhalb & oberhalb des Bildes?

Jedes Ergebnis kann (muss aber nicht) in die typischen Schichten nach Strukturistischer Manier eingearbeitet werden. Und jede An- und Einsicht kann real abgebildet oder fiktional ergänzt bzw. verändert werden. Als Resultat entsteht eine quasi kognitive Umsetzung des konkreten oder scheinbaren Environments des Kunstwerks. Dazu ein einfaches Beispiel: Angenommen, das abzubildende Sujet wäre ein klassisches Stillleben mit einem Tisch auf dem eine Vase mit Blumen steht. Tisch, Vase und Blumen würden demnach zum (Strukturistisch) beobachtenden Subjekt. Als Nächstes ließe sich eine Vorstellung des Raumes generieren, welcher das Sujet umgeben könnte. Demzufolge wäre bspw. ein Foyer denkbar. Das Sujet (bzw. das aktiv schauende Subjekt) ‘sieht’ demnach möglicherweise eine

Halle mit einem Eingang. Nach hinten ausgerichtet könnte sich eine Wand mit einer Tapete befinden, an der etwas weiter oben ein Bild (z.B. mit einem Stillleben...) hängt.

Links vom Tisch mit der Blumenvase wäre ein Durchgang zu einem Küchentrakt möglich.
Und rechts davon eine breitere Öffnung zu einem Wohn- und/oder Esszimmer. In jenen Räumlichkeiten könnten sich durchaus auch Menschen und Haustiere befinden. Unterhalb ließe sich ein wunderschön gefliester Boden andenken und oberhalb ein Kronleuchter, welche die Eingangshalle erhellt.
Alles kann nach Gusto so gestaltet werden, wie es in einer Szenerie tatsächlich vorkommen könnte. Oder es wird teilweise oder vollständig fiktiv erdacht und gemalt. Jede der Schichten erscheint gemäß der speziellen Technik der Strukturistischen Malweise mit den anderen "verwoben".

Am Schluss zeigt sich so ein höchst eigenständiges Konstrukt, welches nochmals individuell bearbeitet werden kann. Und damit entsteht ein Stillleben, welches möglicherweise weder Tisch noch Blumenvase beinhaltet, gleichzeitig aber durch die Umgebung reflektiert und auf diese Weise zu einem individuellen Wesen erkoren wird. Der oder die Maler/in trainiert dank dieser Anwendung die kognitiven Fähigkeiten der Wahrnehmung, des Erinnerns und des Assoziierens, sowie des kommunikativen Ausdrückens, ganz enorm. Die Bewusstheit über die Verbundenheit aller Dinge wächst und lässt das Individuum reifen.

In der angewandten Praxis zeigte sich zunächst eine gehörige Schwierigkeit, diese Art der künstlerischen Empathie stringent umzusetzen. Es handelte sich aber kaum um Probleme technischer Art (denn diese werden insbesondere durch die Strukturistische Verfahrensweise sehr reduziert), sondern eigentlich fast immer um ein psychologisches Hindernis.

Die Strukturistischen Maler und Malerinnen taten sich offenbar schwer mit dem dreidimensionalen Aspekt der Sichtweise und den intrinsischen Möglichkeiten, welches ihr jeweiliges Wunschobjekt nun auf einmal so subjektiv behaupten sollte. Ein Kunstwerk, welches durch die systematisch aufgetragenen Schichten Licht anzieht, das dann anhand der verwendeten Formen und Farben im Bild verteilt wird, erwacht im physikalischen Sinne zum Leben. Profan ausgedrückt: Es wird ‘beseelt’. Solche Vorstellungen sind für Menschen keine einfachen Vorgänge, weil sie an die Grundlagen des Daseins erinnern.

Doch das sind normale Reaktionen auf neue, insbesondere künstlerische (und damit auch philosophische und wissenschaftliche) Weltbilder. In absehbarer Zukunft wird sich dieses Verfahren zweifelsohne durchsetzen.

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