"Nicht nur anschauen, sondern erkennen..."

Mihail Nariza

 

Aber wer sind Sie, Michail Nariza?

Ich bin der zweite Schriftsteller nach dem Boris Pasternak, der seinen Roman "Das ungesungene Lied" in dem Westen veröffentlicht hat; der Schriftsteller, der offen sich an Chruschtschow gerichtet hat, der gegen der Herrschaft der Parteiideologie im Kunstschaffen war; der Schriftsteller, der für die freie Ausreise aus der Sowjetunion kämpfte...

Es wurde ein schweres Jahrhundert gelebt – das Jahrhundert der roten und der braunen Pest. Dieses Jahrhundert hat viele Dutzend Millionen der Menschenleben weggenommen. Die Geschichte hat solche Verluste bis her noch nicht gewusst. Besonders tragische waren die für Russland. Die utopische Lehre von Marx und Engels, die mit der Kraft eingeführt war, wurde dem Russland die Zehner der Millionen von zerstörenen und verderbenen Menschenleben gekostet. Dieser Verlust war zu ernst für die Nation und ihre Nachlassenschaft! In der Führung dieses schrecklichen Experimentes in Russland haben die Menschen der verschiedenen Nationalitäten als "Ideenführer" oder als "Liquidator-Erschiesser" aktiv teilgenommen. Hier waren solche Menschen wie Dshugaschwili-Stalin, Lawrentij Berija, Bronschtein-Trockij, Lazarj Kaganowitsch, Dzerschinskij, Lacis, Peteris, Jagoda... Da waren auch Russen: solche wie der Liquidator – Jeshow und allen bekannter Skrjabin-Molotow. Die grosse Rolle hat auch Uljanow-Lenin, "der Fortsetzer" der Lehre von Marx, gespielt. Gerade dieser Mensch, Lenin, hat das Ziel proklamiert: "Die russische Erde von verschiedenen Arten der Insekten sauber zu machen", und der andere, der Tschekist Lacis, hat diese Idee ins Leben verwirklicht:

"Wir föhren keinen Krieg gegen einzelnen Personen. Wir vernichten das Bürgertum als eine Art. Ihr braucht keine Materialien oder die Beweise auf der Untersuchung zu suchen, dass der Angeklagte etwas mit dem Wort oder mit der Tat gegen den Sowjeten gemacht hat. Die erste Frage, die es ihm angeboten werden soll ist: Zu welcher Klasse gehört er, welche Herkunft, welche Erziehung und Ausbildung hat er, wer ist er von Beruf? Diese Frage soll das Schicksal des Angeklagten bestimmen. Gerade hier liegt den Sinn und das Wesen des roten Terrors".

Um diese riesige "Reinigung der russischen Erde" zu führen, wurden die alten juristischen Normen nicht mehr verwendbar. Deshalb wurde eine ganz neue Form angenommen – die Bestrafung ohne des Gerichtes. Die Tscheka wurde die einzige Strafeninstitution in der Geschichte, die ganz allein in ihren Händen das Verfolgen, den Arrest, das Gericht und die Erfüllung des Urteiles hatte. Planmässige Vernichtung "der Klassenfeinden", die Wellen der Gewalttätigkeit und des Terrors lösten sich einander ab, waren riesiggross oder hatten nicht so grosse Massstabe. Die Welle der Jahren 1929-1930 wurde auf die expropriationenden Menschen eingestürtzt – "nichtssagendes und nichtschreibendes Volk". Nach den Daten des Solschenizins "fünfzehn Millionen von diesen Menschen wurden im ewigen Frostboden eingesaugt". Die Welle der Jahren 1936-38, oder anders gesagt - "ungeheuere Reinigung", die sechszehn Millionen intelligenter Menschen fortgeschwemmen hat, der Menschen "mit dem Rechenschieber". Ungefähr eine Million von denen wurde totgeschiessen. Die nächste Nachkriegswelle der Jahren 1946-49 hat die ganzen Nationen und Völker, und die Millionen Menschen, die in der Gefangenschaft waren, berührt.

Der Diktator Stalin ist gestorben. Die Rehabilitationen der unschuldigen Menschen, die erschossen oder verunglückt waren, wurde angefangen. Aber der Krieg gegen den Menschen, die andere Gedanken und Ideen hatten, wurde fortgesetzt: kommunistische "Ideale" sicherten wohlhabende Existenz den Menschen, die Macht hatten. Niemand hatte das Recht an die kommunistische Utopie nicht glauben. Aber wie kann man mit den Menschen, die anders denken, fertig werden, ohne die zu schiessen oder in die Lager zu verstecken? Gerade deshalb wurde auf die Bühne sowjetische strafbare Psychiatrie zugezogen...

Wir schauen auf die Internetseite. Der Titel: "Wie groß sind die Maßstabe "der Repressionen des Stalins"? Danach kommt es die Mehrzahl von Tabellen mit den Spalten von riesigen Ziffern. Im Text kann man solche Redewendungen treffen wie "die Kämpfer gegen Totalitarismus", "die Menschen, die die Wahrheit suchen", "Solschenizin und Ko"... Der Autor hat einen Vorschlag den Tabellen zu glauben, nicht "dem Opus von Solschenizin". Wo ist die Wahrheit? In der zweiten Volkszählung des Jahres 1937. Die Ergebnisse der Volkszählung haben den Effekt der explodierenden Bombe gemacht. Die Volkszahl des riesigen Landes war viel weniger, als es gemeint war. Stalin hat die Volkszählung als "schädliche" genannt und befahl die Ergebnisse der Volkszählung geheim zu halten. Die Führer und die Vollzieher der Volkszählung sollten repressiert werden (der Teil von ihnen wurde erschiessen). Die Kommunisten können sehr gut die Spuren ihren Verbrechen verstecken! Hier können wir die Liquidationskampagnen "der Liquidatoren-Erschiesser" erinnern, Jagodas, Eschows, Berijas und ihrer Mitkämpfer. Ja, sie können...

Die Generationen wechseln sich ständig. Es geben keine solche Menschen, wie Akademiker Andrej Sacharow, General Pjotr Grigorenko. Es sind nur wenige Menschen geblieben, die über die Verbrechen des Stalinregimes noch etwas wissen. Die Erinnerungen an diese geschichtliche Ereignisse können als sicheren Schirm von den Wiederholungen der Vergangenheit sein. Es ist unsere Pflicht von der solchen Pest frei zu sein. Unsere Kinder, unsere Enkel sollen die Lehre der Geschichte kennen. Sie sollen wissen, dass hinter "Heil Hitler" oder "Roten Terror" große Opfer stehen - die Lager, die Massenhinrichtungen von denen, die die Ideologie nicht teilten.

Sehen Sie sich die Poster von damals an

Zickzacklinien des Schicksales
Nariza Michail Aleksandrowitsch - Schriftsteller, Maler

Michail Aleksandrowitsch Nariza wurde in der bauerlichen Familie am 7. November 1909 geboren. Er hat die Kunstfachschule in Leningrad beendet, danach hat er in die Kunstakademie von Repin eingetreten. Am 10. Oktober 1935 wurde aber sein Studium untergebrochen. Er wurde zu fünfjähriger Freiheitsstrafe verurteilt. Für diese Zeit war das einen "kindischen" Termin. Alle fünf Jahre hat er im Norden verbracht, in den Lager des GULAGes in Uchto-Ishemsk. Das zweite Mal wurde er am 15. September 1949 in Haft genommen. Diesmal wurde er für sein ganzes Leben lang nach glühendes sonniges Kasachstan geschickt. Nach dem Tod Stalins wurde er für unschuldig erklärt und völlig rehabilitiert. Er hat zusammen mit seiner Familie nach Leningrad zurückgekehrt, hat das Studium in der Kunstakademie weiter fortgesetzt. Gerade in dieser Zeit wurde sein Buch "Das ungesungene Lied" beendet und im Ausland veröffentlicht. Das ist der Roman, der über den vergeblichen Kampf gegen der kommunistischen Herrschaft in der Kunst erzählt. Der Roman "Das ungesungene Lied" wurde das zweite Buch nach dem Roman "Doctor Schiwago", also das zweite Literaturbeispiel, das ohne Zensur im Westen veröffentlicht wurde. Nariza kämpft sich für die Freiheit des küstlerischen Schaffens vor dem Chrusshtschow:

"Bei uns dürfen die Künstler keine selbstädigen Gedanken haben, es sind nur die fertigen Formel des schablonenhaften Denkens erlaubt..."

Die Kommunisten konnten solche Gedanken nicht erlauben. Der Autor ist wieder festgenommen. Er ist aber nicht mehr ins Gefängnis versteckt, sondern ins Krankenhaus für den psychischkranken Menschen. Später wird Michail Aleksandrowitsch so schreiben:

"Humanistischer" Staat bestraft mich nicht, der heilt mich. Als ich erstes Mal festgenommen wurde, wurde alles gemacht, damit mich zu überzeugen, dass ich der Feind des Staates bin. Als ich der Feind dieses Staates wurde, versucht man mich wieder überzeugen, dass ich nicht mehr einen Feind bin, sondern ein Kranker... Wurde erklärt, die Ursache meiner Krankheit ist die unverdiente Strafe, die ich durcherlebt habe. Jetzt ist die Ursache meiner Krankheit auch die Arzneimittel gegen dieselber Krankheit, weil meine Heilung nicht auf den Kurorten geschehen wird, sondern im Gefängnis...".

Im spezial Psychokrankenhaus in Leningrad kreuzten sich die Lebenswege von Michail Nariza und General Pjotr Grigorenko, Mathematiker Jesenin-Woljpin und Wladimir Bukowskij. Nur Pjotr Grigorenko und Wladimir Bukowskij verbüßten ihre ersten Strafen, Nariza hat schon zum dritten Mal eine Strafe bekommen. Michail Nariza wurde im Jahr 1964 freigelassen, der Befreiung ging eine im Westen organisierte Kampagne zu seiner Verteidigung voraus.

Im Jahr 1968 hat Michail Nariza die Einladung vom Rektor der Universität in Upsala bekommen. Er war eingeladen, um den Kursus über die Kunstgeschichte zu lesen. Doch die Bemühungen des Rektors und der schwedischen Botschaft in Moskau waren umsonst. Die Fahrt nach Schweden war verboten.

Nach der Befreiung aus dem Krankenhaus wurde das weitere Leben in der Wohngemeinschaft nicht mehr möglich. Sehen Sie die Publikation in "Posew" Nr.12, 1967. "Der Mordversuch aufs Leben M. Nariza". Die Familie zieht sich nach Lettland um, wo Michail Nariza das Schreiben und auch den Kampf für die Ausreise aus der Sowjetunion fortsetzte. Hier wurde das Buch "Ende oder Anfang?" geschrieben, wurde auch der Zyklus der Memoiren "Nach der Rehabilitation" beendet, der als einzelnes Buch veröffentlicht wurde. Die Auszüge aus den Memoiren wurden mehrmals veröffentlicht.

1975 wurde der Schriftsteller das vierte Mal festgenommen und wieder ins Psychokrankenhaus auf die gerichtsmedizinische Expertise geschickt. Danach wurde er weiter ins Institut der Psychiatrie nach Moskau abgeschickt. Nariza wurde für gesund erklärt und nach Riga in den Untersuchungsisolator überführt. Im Jahr 1976 wurde er freigelassen. Wahrscheinlich, wurde im KGB entschlossen, dass Nariza nicht lange leben wird, deshalb ist er für die Sowietmacht nicht mehr gefährlich.

Nariza wurde in der Stadt Rezekne, im Jahr 1993 gestorben. Er ist am gepflegten städtlichen Friedhof begrabt. Neben dem Grab befindet sich der Sphinx, der kleine Kopie von dem Sphinx in Peterburg ist.

"Der Sphinx schweigt, wie er soll. Er denkt an die Stadt, die so lieb für Nariza war, wo er so viel Kummer ertragen hat. Und noch an den, dass die Strahlen des Ruhmes deprimierend ungleichmäßig fallen. Nariza hat so viel, wie seine Mitkämpfer gemacht, wurde aber nicht berühmt. Das gibt uns aber kein Recht auf die Vergessenheit und Undankbarkeit". (Aus dem Funkübertragung "Über die Barrieren").

Im Jahre 1996 hat der Sohn des Schriftstellers früher noch nicht publizierte Werke seines Vaters in der Sammlung unter dem Titel "Ende oder Anfang?" in St.Peterburg veröffentlicht. Das ist das erste Buch von Michail Nariza, das in der Heimat des Schriftstellers veröffentlicht wurde.

"Die Werke von Nariza nehmen einen verdienten Platz in der Russischen Nachkriegszeitliteratur ein. Aber es ist nicht möglich seine Bücher auf den Bibliothekregalen Russlands zu finden. Oft ist es in Russland so, dass der Weg des Buches zum Leser sehr lang ist". ("Posew" Nr.12.1999.)

Das Leben des Schriftstellers, der vier Mal repressiert und vier Mal rehabilitiert war, hat keine gute Möglichkeit für die Verwirklichung seiner Absichten gegeben. Sein Wunsch, die Schule für die Entwicklung der kunstbegabten Kinder und Jugendlichen zu eröffnen, wurde nur als einen Traum geblieben. Die Anderen setzen seine Arbeit fort. Es gibt das Bildungszentrum, das seinen Namen trägt. Das Bildungszentrum hat das Ziel das optimistische künstlerische Schaffen zu unterstützen, das Schaffen, das die hohe humanistische Ideale trägt, das die Herzlosigkeit und die Gewalttätigkeit ablehnt, Frieden und Harmonie bringt. Jedes Jahr werden die Wettbewerbe durchgeführt, die Ergebnisse zusammengefasst, die Gewinner ausgezeichnet.

"Die Aufregungen und die Freude des Sieges sind schon hinter. Wir möchten allen Teilnehmern der Wettbewerbe vielen Dank sagen, sowie auch den Organisatoren – dem Bildungszentrum von Nariza – für die gegebene Möglichkeit daran teilzunehmen. Das ist sehr wichtig für die, die ewig auf der Suche sind!" Mit diesen Worten der Dankbarkeit aus dem Zeitungsartikel möchten wir die Geschichte über diesen geehrten Menschen beenden.

Chronologie

Seen Sie Foto und Dokunente

07.11.1909.           Das Geburtstagsdatum.

1928.                     Die Beendung der Mittelschule im Kinderheim in Sebesch.

1928-1931 Jahre   Das Studium in der Kunstfachschule in Leningrad. Das Auftreten von A.Lunatscharskij. Die Bekanntschaft mit dem Dichter W.Majakowskij.

1931-1934 Jahre   M.Nariza arbeitet als Zeichenlehrer in der Schule.

1932-1933 Jahre   Die Arbeitsjugendlichen haben das Zeichenstudio "IzoRAM" besucht. M. Nariza hat die Maler P.Filonow, E.Kibrik, A.Rilow kennengelernt.

1934-1935 Jahre   Die Arbeit des Malers im Zeichenstudio.

1935.                     Der Eintritt in die Kunstakademie in Leningrad.

10.10.1935.           Der erste Arrest. Er ist zu 5 Jahren verurteilt, der Artikel 58 "Antisowjetische Propaganda und Agitation".

1936-1940 Jahre   "Der Kurort" – Die Lager in Uchto-Ishemsk. Die Bekanntschaft mit den interessanten Menschen: Premirow, Streljnikow. Das Magengeschwür.

1941-1943 Jahre   Der aktive Militärdienst. Die Operation wegen Magengeschwür. Er ist von weiterem Militärdienst freigelassen.

1943-1946 Jahre   M.Nariza arbeitet als Lehrer des Zeichens, des Malens, der Chemie und Physik in der Schule.

1946-1948 Jahre   Hochschullehrer in dem pedagogischen Institut in Archangelsk. Die Bekanntschaft mit dem Maler-Fabeldichter S.G. Pisachow.

1948.                     Die Familie ist aus der „regimen“ Hafenstadt weggeschickt.

1948-1949 Jahre   Er arbeitet als Gestalter-Modellierer - die Stadt Wolchow, die Stadt Luga, (Bahnhofsrestauration).

16.09.1949.           Der zweite Arrest, zusätzliche Strafe, die mit dem ersten Urteil verbunden ist – die lebenslange Exil nach Kazachstan.

1950-1957 Jahre   "Der Kurort". Der Anfang der literarischen Arbeit.

1957.                     Die Rehabilitation, die Rückkehr nach Leningrad.

1957-1961 Jahre   Das Studium in der Kunstakademie. Der Belehrer-Bildhauer Anikuschin – der Autor des Puschckindenkmals auf dem Platz der Kunst in Leningrad.

1960.                     Die Veröffentlichung des Romanes von M. Nariza "Das ungesungene Lied" im Ausland. Die Anrede zu Chruschtschow über die Freiheit des Kunstschaffens in UdSSR.

13.10.1961.           Der dritte Arrest. M.Nariza ist verurteilt, der Artikel 58 "Antisowjetische Propaganda und Agitation". Zwangsweise "Behandlung" im Irrenhaus.

1961-1964 Jahre   "Der Kurort". "Kameraden im Unglück": Esenin-Woljpin, Wladimir Bukowskij, der General Pjotr Grigorenko.

1965.                     Die Fahrt nach Rjazanj zu A.I. Solschenizin mit dem Manuskript des Buches über die Kunst und Perspektive.

1965-1988 Jahre   Die oftmale Besuche der Siedlung Nitscha, wo seine Tante lebte und wo er mit der literarischen Arbeit beschäftigt war.

28.08. 1967.          Übersiedlung von Leningrad nach Jelgawa.

20.11.1975.           Der vierte Arrest. Das Telephongeschpräch mit Sacharow.

1975-1976 Jahre   "Der Kurort" – psychiatrisches Krankenhaus in Riga, das Institut der Gerichtspsychiatrie in Moskau. Die Überführung nach Riga in den Untersuchungsisolator.

1969-1992 Jahre   Die Besuche der Siedlung Deimani, wo er mit der schöpferischen Arbeit beschäftigt war.

1991.                     Die Übersiedlung nach Rezekne zum Sohn Fjodor.

07.02.1993.           Das Todesdatum.

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